KHT 2023 Themenstand 5: Digitalisierung an Schulen - Chancen und Herausforderungen für das hessische Bildungssystem

Moderne Schulen, die junge Menschen auf die Herausforderungen der Zeit und auf das Berufsleben vorbereiten, sind uns Wirtschaftsjunioren ein großes Anliegen. Die Digitalisierung an Schulen ist ein wichtiger Bestandteil davon. Bereits im vergangenen Jahr fand hierzu ein agiler Austausch statt – in diesem Jahr konnten wir das in Kamingesprächen mit dem Kultusminister Prof. Dr. Lorz und der Digitalministerin Prof. Dr. Sinemus vertiefen.

Da die Herausforderungen der Digitalisierung hinreichend bekannt sind, lag der Fokus am Themenstand auf den Chancen und darauf, eine gemeinsame Zielvorstellung eines „Idealzustandes“ zu entwickeln. Außerdem haben wir uns damit auseinandergesetzt, welche Rolle die (junge) Wirtschaft dabei übernehmen kann.

Ziele / Vision:

1.      Medienkompetenz ab der 1. Klasse
Egal, ob die Digitalisierung als solche positiv oder negativ bewertet wird, sie findet statt. Bereits Kindergarten- und Grundschulkinder werden im Alltag mit der digitalen Welt konfrontiert (Tablets, Smartphones, Apps…). Es ist daher wichtig, dass die Vermittlung von Medienkompetenz nicht erst an den weiterführenden Schulen, sondern bereits an der Grundschule beginnt. Dadurch wird eine wichtige Basis für die sichere und souveräne Navigation in der digitalen Welt gelegt.

2.      Einbindung digitaler Tools und KI
Wir finden es wichtig, dass neben den Risiken, vor allem auch die Chancen digitaler Tools und Künstlicher Intelligenz in den Schulalltag einbezogen werden. Dies ist auf vielerlei Ebenen möglich – u.a. zur Organisation des Schulalltags (z.B. App Edupage) oder zur individuellen Förderung von Schülern und Schülerinnen (z.B. durch KI-Einsatz). Hier wünschen wir uns die Technologieoffenheit und die Motivation sich aktiv mit den Möglichkeiten auseinanderzusetzen und diese auszuprobieren.

 3.      Kontinuierliche (digitale) Updates und Upgrades der Kerncurricula

Technologiesprünge mit Auswirkung auf alle Lebens- und Fachbereiche finden in immer kürzeren Zyklen statt. In der IT-Branche wurde auf diese Entwicklung mit der Abkehr von langen Planungszyklen hin zu agilen Arbeitsweisen reagiert. Viele weitere Branchen und Unternehmen haben diese Arbeitsweisen adaptiert. Aus unserer Sicht müssen sich auch die Curricula an Schulen immer schneller anpassen, um mit den Veränderungen in der Welt Schritt zu halten. Dazu sind kontinuierliche Updates und Upgrades der Kerncurricula unter Berücksichtigung digitaler Tools in allen Fächern erforderlich (statt alle 5 Jahre z.B. rollierend jährlich oder halbjährlich in einem schlanken, agilen Prozess).

 

4.      Motivierte und qualifizierte Lehrkräfte

 Lehrkräfte sind die menschliche Komponente der Digitalisierung an Schulen und haben damit eine zentrale Rolle bei der erfolgreichen Implementierung und Etablierung digitaler Tools. Wir wünschen uns Lehrkräfte, die (digitalen) Veränderungen positiv gegenüberstehen und diese als Chance sehen. Der Fokus sollte daher stärker auf die entsprechende Lehrkräfteausbildung gelegt werden - Weiterbildungen in diesem Bereich sollten verpflichtend sein. Nur qualifizierte Lehrkräfte können den Schülern Orientierung in der digitalen Welt bieten und digitale Tools sinnvoll und souverän einsetzen.

Rolle der (jungen) Wirtschaft:

1.      Projekttage / Aktionstage / Praktika „Digitalisierung im Unternehmen“
Die junge Wirtschaft bietet die Unterstützung zum Beispiel im Rahmen von Projekttagen zur digitalen Arbeit an. Dabei sind nicht nur Softwareunternehmen interessant, sondern prinzipiell jedes Unternehmen, das digitale Tools im Unternehmen verwendet. So bekommen Schüler:innen und Lehrkräfte einen Einblick, was Digitalisierung in der Berufswelt bedeutet. Dies ließe sich in den Fachunterricht, in die Berufsorientierung oder auch in das Schulfach „Digitale Welt“ integrieren.

2.      Externe Experten im Fachunterricht

Ein weiterer Unterstützungs- und Anknüpfungspunkt sehen die Mitglieder der Wirtschaftsjunioren in der Integration externer Experten in den Fachunterricht. So können (Digital)Unternehmer aus erster Hand berichten, was Digitalisierung im Unternehmen bedeutet (zum Beispiel in den Fächern „Digitale Welt“ oder „Politik und Wirtschaft“). Externe Experten könnten auch darüber hinaus – etwa als nebenberufliche Lehrbeauftragte (z.B. analog zur Dualen Hochschule) – Teile des Fachunterrichts übernehmen. So könnte dem Lehrkräftemangel entgegengewirkt werden und gleichzeitig Lehrinhalte praxisnah vermittelt werden.

3.      Lehrkräftepraktika in den Praktikumswochen

Eine weitere Möglichkeit, den Einsatz von Digitalisierung in der Wirtschaft, praxisnah zu vermitteln bieten Praktika für Lehrkräfte. Viele Unternehmen haben digitale Tools bereits eingeführt und/oder sind mitten in der digitalen Transformation ihrer Prozesse. Lehrkräfte könnten hier die Praktikums-/Berufsorientierungswochen der Schüler:innen nutzen, um auch selbst in den Austausch mit den Unternehmen zu gehen. Die Wirtschaftsjunioren können hier als Ansprechpartner und Vermittler fungieren.

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KHT 2023 Themenstand 2: Herausforderungen für Wirtschaft und Arbeit in Hessen

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