KHT 2023 Themenstand 3: Kindertagesbetreuung als Standortfaktor für die hessische Wirtschaft

Der Fachkräftemangel ist ein allumspannendes Thema, das die junge Wirtschaft beschäftigt. Neben der Fachkräftezuwanderung ist aber vor allem für die junge Wirtschaft die Frage wichtig, wie es gelingen kann, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus der Elternzeit möglichst umfassend zurück in die Berufstätigkeit zu bringen. Denn Väter und insbesondere Mütter, die aufgrund von Care-Arbeit und Sorge für den Nachwuchs (oder auch für pflegebedürftige Angehörige) in Teilzeit arbeiten, bedeuten eine große stille Reserve von Fachkräften, die wir für nachhaltiges Wirtschaftswachstum dringend benötigen.

Die andere Seite der Medaille macht in Hessen ebenfalls deutlich: gut 27.000 fehlende Krippenplätze und 9.100 fehlende Kindergartenplätze, dazu rund 10.000 fehlende Erzieherinnen und Erzieher. Auch hier stellt der Fachkräftemangel die regelhafte Ausgestaltung der ganztägigen Kindertagesbetreuung vor eine riesige Herausforderung. Aber genau fehlende Erzieherinnen und Erzieher und somit fehlende Krippen- und Kindergartenplätze verhindern, dass Eltern aus der Elternzeit und anschließender Teilzeit heraus vollumfänglich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.

In einer lebhaften Austauschrunde zwischen Vertretern der jungen hessischen Wirtschaft und Abgeordneten des hessischen Landtags aus Fraktionen von CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP und AFD wurden verschiedene Fragen und Lösungsansätze diskutiert:

Wie können wir die Leidenschaft für den Beruf Erzieher/Erzieherin wecken? Wie schaffen wir attraktive Arbeitsbedingungen für Erzieherinnen und Erzieher? Sollten Quereinstiege qualitätssichernd ermöglicht werden? Bieten weitere Fachkräfte ergänzend zu Pädagoginnen und Pädagogen tatsächlich Mehrwerte oder droht bloß eine „Aufweichung“ des Fachkraftschlüssels?

Aus Sicht der jungen Wirtschaft wünschen wir uns eine grundsätzliche Stärkung der dualen Ausbildung. Wir wünschen uns ein frühes Heranführen an den Beruf des Erziehers/der Erzieherin und eine Attraktivitätssteigerung der Ausbildung. Eine flächendeckende Berufsorientierung für alle Schulformen und Modelle einer vergüteten Ausbildung sind hier sicherlich gute Ansatzpunkte.

Ein notwendiger und zügiger Ausbau der Kapazitäten an Betreuungsplätzen ist zwingend geboten, darf jedoch nicht zu Lasten der Betreuungsqualität erfolgen. Als Unternehmerinnen und Unternehmer sind wir uns unserer Verantwortung bewusst und die Einrichtung von Betriebs-Kindergärten kann sicherlich eine wertvolle Ergänzung zu Einrichtungen in kommunaler, kirchlicher oder anderer privater Trägerschaft sein. Aber auch hierfür wünschen wir uns, dass es gelingt Fachkräfte z.B. über die Anerkennung ausländischer (Studien-)Abschlüsse zu werben oder auch weitere Fachkräfte entsprechend gesetzlicher Rahmenbedingungen zur Stärkung interdisziplinärer Teams zu integrieren und zu binden. Nur so können wir gemeinschaftlich eine nachhaltig qualitativ hochwertige Kindetagesbetreuung sicherstellen.

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KHT 2023 Themenstand 2: Herausforderungen für Wirtschaft und Arbeit in Hessen