KHT 2022 Themenstand 1: Schulfach “Digitale Welt”

Wie sieht der angedachte Lehrplan aus – und welche Inhalte dürfen auf keinen Fall fehlen? Was erhoffen wir uns von diesem Fach – und wie soll es nach der Pilotphase weitergehen?

Landtagsabgeordnete: Dimitri Schulz (AFD), Lisa Deissler (FDP), Torsten Leveringhaus (Die Grünen), Katrin Schleenbecker (Die Grünen), Birgit Heitland (CDU), Frank Steinraths (CDU), Dr. Matthias Büger (FDP), Christoph Degen (SPD)

Moderatorin Simone Rechel (WJ Darmstadt-Südhessen und Landesvorsitzende) fasst die Gespräche an Themenstand 1 zusammen:

Wie sieht der angedachte Lehrplan aus – und welche Inhalte dürfen auf keinen Fall fehlen?

Die mögliche Inhalte des neuen Schulfaches sind vielfältig. In den vier Bereichen Digitale Medien, Repräsentation von Informationen, Grundlagen der Programmierung und Vernetzung sollen sowohl die Aspekte Technologie, Wirkung und Anwendung Raum finden. Ein Beispiel für den technologischen Aspekt der Digitalen Medien ist die Unterscheidung von Software und Hardware – ein Beispiel für den Anwendungsaspekt, der Einsatz von Informatiksystemen im Alltag.

Die konkrete inhaltliche Ausgestaltung erfolgt im Rahmen der Pilotierung durch die Schulen. Aktuell wird das Fach in 70 Klassen der Jahrgangsstufe 5 an insgesamt 12 Hessischen Schulen als freiwilliges Lernangebot getestet. 

Wichtig ist den Teilnehmenden, dass die vom Kultusministerium definierten Themenbereiche ständig aktualisiert und an aktuelle Veränderungen in der realen Welt / in der Praxis angepasst werden. Gerade die digitalen Medien befinden sich im stetigen Wandel; Technologiesprünge und neue Entwicklungen sind in diesem Bereich überdurchschnittlich häufig zu erwarten.

Inhaltliche Punkte, die ergänzend nicht fehlen sollten: Tabellenkalkulation und generell der Umgang mit Software / Hardware / Technologien, die in der (unternehmerischen) Praxis tatsächlich verwendet werden.

Was erhoffen wir uns von diesem Fach – und wie soll es nach der Pilotphase weitergehen?

Es ist wichtig, dass deutsche Schüler:innen gut auf den Umgang mit digitalen Medien im (Schüler:innen-)Alltag und Beruf vorbereitet werden. Die digitale Welt ist bereits fester Bestandteil der realen Welt. Daher muss die Pilotierung zeitnah beendet werden und ein systematisches und zügiges Rollout als verpflichtendes, ggf. versetzungsrelevantes Fach an allen Hessischen Schulen und in allen Jahrgangsstufen, auch an den Grundschulen, erfolgen.

Schüler:innen sind bereits ab dem Kindergarten-/Grundschulalter Nutzer von Social Media. Über die Gefahren, Risiken und Konsequenzen ihrer Aktivitäten im Social Media Umfeld müssen sie daher bereits im Grundschulalter unterrichtet werden – entweder als Basis im Rahmen des Schulfaches oder mit einer Art „Social Media Führerschein“.

Außerdem sollten digitale Inhalte / Medien / Unterrichtsformen auch über das Schulfach „ditigale Welt“ hinaus zum Einsatz kommen. Das Schulfach entbindet Lehrer:innen anderer Fachbereiche nicht davon, sich mit digitalen Medien auseinander zu setzen.

 

Als größte Herausforderung sehen die Teilnehmer die Qualifikation der Lehrkräfte. 

Haben die Lehrkräfte bereits die Kompetenzen, um die geplanten Inhalte zu vermitteln? Wie gelingt die flächendeckende Fortbildung von Lehrkräften und Schulleiter:innen? Wie können Lehrer:innen mit geringer Technologieaffinität mitgenommen werden? Wie kann sichergestellt werden, dass alle Lehrkräfte dasselbe (Mindest)Komptenzniveau erlangen?

Hier wurde beispielsweise darüber diskutiert, wie Ansätze aus der Unternehmenswelt (Organisationsentwicklung, Changemanagement,…) genutzt werden können, um auch die Bereitschaft die Motivation der Lehrkräfte zur Digitalisierung zu steigern.

Außerdem wäre aus Sicht der Wirtschaft ein zentrales Management / Controlling / Monitoring der für den Erfolg der Digitalisierung an Hessischen Schulen dringend erforderlich. Dadurch kann der Fortschritt an allen Schulen nachgehalten und gezielt vorangetrieben werden. Auch der Einsatz von Ressourcen kann dadurch gezielt gesteuert werden (an Schulen mit Unterstützungsbedarf statt nach dem „Gießkannenprinzip“ gleichmäßig an alle Schulen).

Wie können Anreize geschaffen werden, damit sich Lehrer in diesem Bereich qualifizieren?

Aktuell gibt es keinen Anreiz, z.B. „Informatik“ auf Lehramt zu studieren, da die Schulen in diesem Bereich zu wenig Bedarf an Lehrkräften haben.

 

Nebenberufliche Lehrtätigkeit als Alternative?

Es kam auch die Frage auf, ob überhaupt genügend Lehrkräfte für einen Rollout des Faches in ganz Hessen zur Verfügung stehen. Oder ob hier zusätzliches Personal erforderlich wäre. In diesem Zusammenhang kam die Idee auf, ob nicht nebenberufliche Lehrkräfte unterstützen könnten.

An den Dualen Hochschulen und Fachhochschulen wird das Prinzip bereits angewendet: viele Dozenten sind im Hauptjob Führungskräfte, Unternehmer oder Freiberufler und gerne bereit, ihr Praxiswissen im Rahmen eines nebenberuflichen Lehrauftrags an die Studierenden weiterzugeben.

Die anwesenden Wirtschaftsjunioren fanden ein vergleichbares Modell im Rahmen des Schulfachs „Digitale Welt“ sehr interessant und könnten sich selbst vorstellen einen solchen Lehrauftrag zu übernehmen.

CHRISTINA SIMON

Expertin für strategische Kommunikation, Reportagefotografin, Illustratorin — mit Sinn für das Besondere.

https://www.markenflora.com
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KHT 2022 Themenstand 3: (Digitale) Infrastruktur im ländlichen Raum